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Hier erfolgt nun die Erklärung der Rushan-Übungen. Diese beinhaltet eigentlich Alles, was man braucht, um die Erleuchtung zu erlangen. Es sei jedoch erwähnt, dass das Dzogchen weitaus umfangreicher ist. So gibt es noch Trekchö und Thögal, wobei das Trekchö weitere vorbereitende Übungen enthält.

 

Rushans: Die vorbereitenden Übungen des Dzogchen

Khorde Rushan: Die Trennung von Samsara und Nirvana

 

Hier werden wir kurz die Rushan-Praktiken des Dzogchen vorstellen. Die Rushans sind die Haupt-Vorbereitung für den Eintritt in das Dzogchen und für die Entdeckung der «Natur des Geistes» (sems-nyid) im Gegensatz zu dem «Geist» oder dem Denkprozess (REM). Diese Unterscheidung ist für Dzogchen sehr wichtig. Die Rushans repräsentieren das reale Ngöndro (sngon-'gro) oder die vorbereitenden Übungen für Dzogchen.

 

Die spezifischen vorbereitenden Übungen von dem Dzogchen bestehen aus einem ersten Abschnitt, die «Trennung zwischen Samsara und Nirvana» und einem Zweiten, die «Ausbildung der drei Tore». Beide sind, wie gesagt wird, ein Teil von Dzogchen, deshalb sollten Sie diese üben. Der Rest gehört in den Bereich von der großen Nicht-Aktion und von dem Natürlichen Zustand.

 

In der Tat ist das, was diese Übungen vorschlagen, zur Entdeckung des natürlichen Zustands zu gelangen, und dies nicht durch die «Erschöpfung» von all unseren Erfahrungen zu üben. Das Ziel dieser Übungen ist es, den Geist für die Entdeckung von dem natürlichen Zustand vorzubereiten. Dies ist das eigentliche Ngöndro von dem Dzogchen. In der Bön-Tradition werden beide Arten von Rushan in Rückzügen von neunundvierzig Tagen praktiziert.

 

In diesen vorbereitenden Übungen gibt es viel Visualisations-Praktiken, wirklich ganz ähnlich wie das Tantra-System. Aber diese sind nicht Dzogchen als solches. Die tatsächlichen Rushans stellen die realen vorbereitenden Übungen für Dzogchen dar, welche uns in die Natur des Geistes einführen. Generell sprechen wir von äußeren Rushans, inneren Rushans und geheimen Rushans.

 

Die äußeren Rushans haben das Ziel, die gewohnheitsmäßigen Tendenzen zu beenden, um die Verhaltensweisen von Extremen ohne Achtsamkeit zu beenden. Dadurch wird das Verhalten von den Lebewesen der sechs Bereiche ausgedrückt oder imitiert, angesammelt in den tieferen Schichten des Geistes.

 

Durch das vorhergehende Nachdenken über die Vergänglichkeit, das Nehmen von der Zuflucht und die Entwicklung von dem Geist des Erwachens, ist die spezifische Beschreibung der Praxis wie folgt:

 

Zunächst müssen Sie das Verhalten der sechs Klassen von Wesen und das Verhalten der drei Juwelen trainieren.

 

 

Die Vergänglichkeit des Lebens

 

Dazu sollten zuerst wir etwas über vorbereitenden Übungen (sngon-'gro) im Allgemeinen sagen. Diese Vorbereitungen sind, im Buddhismus und Bön, sehr wichtig und sehr notwendig. Sie stellen den Einstieg oder den Eingang zur Praxis des Tantra und des Dzogchen dar. Sie dienen als Leitfaden, führen uns in dem, was zu tun und was zu denken ist, wenn wir die Praxis machen.

 

Es ist für Praktizierende sehr wichtig, die Natur der Vergänglichkeit (tse mi tagpa) tief zu realisieren. Je mehr wir die Natur der Vergänglichkeit verstehen und uns mit ihr durch die tägliche Praxis im Leben vertraut machen, desto mehr werden wir dazu aufgefordert, ohne Aufschub regelmäßig zu üben, und dies wird auch unser Verständnis der Wirklichkeit vertiefen.

 

Es gibt folgende sechs verschiedenen Methoden, mit denen die Vergänglichkeit besser zu realisieren ist:

 

 

  1. Meditieren über die Vergänglichkeit durch die Reflektion auf das sich wechselnde und entwickelnde Universum

    Das Universum ist nach dem gemeinsamen Verdienst von Lebewesen in Form von Bergen, Seen, Ozeanen und so weiter aufgebaut. Alles davon scheint sehr stabil und dauerhaft für das menschliche Auge, aber eigentlich entwickelt sich alles weiter. Zum Beispiel kann Erosion Gewässer verändern. Berge können immer durch Erdrutsche, Vulkanausbrüche, Erdbeben und so weiter verändert werden. Feuer, Wind, Regen und andere Elemente verändern die physische Landschaft.


  2. Meditieren über die Vergänglichkeit durch die Reflektion über den Zustand der Lebewesen im Universum und deren Geburt, Tod und Leid

    In der gleichen Weise wie sich das Universum weiter entwickelt und zerstört wird, entwickeln sich die in diesem Universum enthaltenen Lebewesen auch weiter und verschwinden durch die drei großen Krisen von Krankheit, Hunger und Krieg. Laut einem Zitat aus einem der Dho-Texte: «Keines der fühlenden Wesen wird ohne Änderung oder zu Sterben ewig sein».

    Wir sind uns einig, dass, weil wir geboren worden sind, das Ende unseres Lebens der Tod ist. Aber wir können dies nicht wirklich aus der Tiefe als eine Erfahrung der Vergänglichkeit erkennen. In den sechs Bereichen der Existenz, hat keiner unserer Vorfahren von Anfang bis jetzt ewig gelebt. Sie alle folgten dem Weg der Unbeständigkeit und starben an verschiedenen Bedingungen, wie Hunger, Krankheit oder Krieg. Tönpa Shenrab und die großen Erleuchteten, die sich in menschlicher Form manifestiert haben, haben uns den Weg des Todes und der Umwandlung gezeigt, so dass wir die wahre Qualität der Vergänglichkeit verstehen.


  3. Meditieren über die Vergänglichkeit durch die Reflektion über das Wesen des Todes und der Geburt der großen Erleuchteten und Meister in der Vergangenheit

    Der Grund, dass wir die großen Meister und Erleuchteten als Beispiele nehmen ist zu erkennen, denn wenn sie sterben mussten, gibt es keine Chance für ein normales fühlendes Wesen, ewig zu leben sein. Diese großen Meister Zhang Zhung und Tibet, die sich selbst ermächtigt haben, während jeder Zeit zu manifestieren, gingen auch durch den Prozess des Todes. Sie alle folgten dem gleichen Weg des Sterbens, so dass wir fühlenden Wesen auch bereit sein sollten, dem Weg der Vergänglichkeit zu folgen und unsere Vorstellung aufgeben, dass das Leben dauerhaft ist.


  4. Meditieren über die Vergänglichkeit durch die Reflektion auf die Geburt und den Tod von den Lebewesen

    Alle Wesen, von den höchsten Ebenen des Bereichs der Götter bis zu dem tiefsten Grund der Höllen, sind vergänglich. Ein Zitat aus einem Sang Ngag-Text sagt: «Nach der Geburt gibt es keinen anderen Weg, als dem Weg des Todes zu folgen und es gibt keine Möglichkeit von der Herrschaft des Herrn des Todes zu entkommen».

    Es gibt immer Lektionen über die Vergänglichkeit zu lernen. Wenn wir über den Zeitraum von unserem jetzigen Leben, von der Geburt bis jetzt, nachdenken, haben viele unserer Verwandten, Nachbarn und Freunden, von der Kindheit über die Jugend bis ins hohe Alter, Krankheit und Tod erlitten. Von den mächtigsten Menschen der Welt bis zu den Ärmsten muss jeder dem gleichen Weg folgen und jeder ist gleichermaßen von der Natur der Vergänglichkeit begrenzt.

    Wenn wir darüber nachdenken, können wir es in dem täglichen Leben anwenden, so dass wir ein besseres Verständnis über die Art und die Qualität der Vergänglichkeit erhalten werden. Wenn die Zeit zu sterben für uns kommt, kann man sich dem Tod ohne Bedauern und Beunruhigung stellen. Wir werden in der Lage sein, dem Weg der Weisheit zu folgen und, aufgrund unserer Erfahrungen der Praxis, leichter die Erleuchtung erreichen. Wenn wir bewusst sind, gibt es viele Aspekte des täglichen Lebens und der Umgebung, um unsere Realisierung der Vergänglichkeit des Lebens zu verbessern.


  5. Meditieren über die Vergänglichkeit durch die Reflektion an verschiedenen Beispielen von Umwandlungen

    Denken wir über die allmählichen Veränderungen in den Jahreszeiten nach. Denken wir über Momente nach, wenn wir Freude empfinden und wie das gleiche Gefühl in Trauer umgewandelt werden kann, nur weil der Weg der Natur sich ändert. Wir können so auch über die Veränderungen im Leben der Menschen denken.

    Zum Beispiel können gute Beziehungen zwischen den Familien und Freunden sich plötzlich zur Wut und Gewalt ändern. Vielleicht wird jemand, den wir nicht mögen und ihn als Feind betrachten plötzlich ein guter Freund werden. Unsere Gesundheit kann plötzlich durch eine Krankheit verwandelt werden. Es gibt unendlich Beispiele in unserem täglichen Leben und unserer Umgebung, welche die reale Vergänglichkeit des Lebens zu zeigen.


  6. Meditieren über die Vergänglichkeit durch die Reflektion auf die Erfahrung des Todes

    Wir Lebewesen erwarten, dass wir für eine lange Zeit leben, ohne daran zu denken, dass der Tod jederzeit, an jedem Ort und unter vielerlei Umständen auftreten kann. Weil uns ein Verständnis für die wahre Natur der Ungewissheit fehlt, haben wir die Vorstellung, dass, da wir jung und gesund sind und eine Familiengeschichte des langen Lebens haben, wir für eine lange Zeit leben werden.

    Diese Konzeption ist das Haupthindernis für die Verwirklichung der wahren Natur der Vergänglichkeit. Wir haben vielleicht doch nicht die gleiche Lebensdauer wie andere Familienmitglieder sie haben, denn jeder hat sein eigenes Karma und Schicksal. Der Tod kann jederzeit kommen und wir werden keine andere Wahl, außer, dass wir dem Pfad folgen.

    Wenn der Tod kommt, gibt es keine Möglichkeit für uns oder unsere Familie, unser Leben zu retten oder unseren Tod zu verschieben. Die einzige verfügbare Hilfe kommt von unseren tugendhaften Taten, unserem Vertrauen und dem Glauben an die Erleuchteten, unsere Lehrer und die Lehren (und ihren Segen) und unserer Praxis. Alles andere in unserem Leben besteht nur aus materiellen Objekten, die uns behindern und dazu führen, Anhaftungen an unserem Leben zu haben. Diese Dinge werden unseren Weg zur Erleuchtung behindern.

 

Es ist wichtig, über die Vergänglichkeit zu meditieren, um sich von den Leiden dieser zyklischen Welt zu läsen und die Weisheit der Realisierung zu entwickeln. Dies ermöglicht es uns, Erleuchtung zu erlangen. Nur ein Verständnis der Vergänglichkeit reicht nicht aus, um die Erleuchtung zu erlangen. Es ist wichtig zu erkennen, dass jeder einzelne Moment unseres Lebens durch die Praxis beeinflusst werden kann. Nur auf diese Weise kann Ichbezogenheit und das Greifen überwunden werden.