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Einleitung

Wir spüren, wie der formlose Luftstrom unseres Atems an der Nasenspitze kommt und geht. Dabei lassen wir Gedanken und Geräusche vorbeiziehen, ohne sie zu beurteilen. (30 Sek)

 

Danach beschäftigen wir uns kurz mit den vier grundlegenden Gedanken, die uns auf den Weg zur Erleuchtung führen:

 

1. Wir erkennen unsere kostbare Möglichkeit, dieses Leben mit den Mitteln eines Buddha zum Besten aller Wesen zu verwenden. Nur wenige auf der Welt haben dieses Glück und noch viel weniger nutzen es.

 

2. Wir erinnern uns der Vergänglichkeit aller Dinge: Nur die offene, klare Unbegrenztheit des Geistes ist dauerhaft. Niemand weiß, wie lange die Bedingungen bleiben werden, um sie zu erkennen.

 

3. Wir denken über Ursache und Wirkung nach, darüber, dass wir selbst bestimmen, was geschieht. Frühere Taten, Worte und Gedanken wurden zu unserer heutigen Welt. Wir säen ständig die Samen für unsere Zukunft.

 

4. Schließlich machen wir uns klar, warum wir mit dem Geist arbeiten: Erleuchtung bedeutet zeitlose höchste Freude. Wir können nur wenig für andere tun, solange wir selbst verwirrt sind oder leiden. (30 Sek)

 

 

Zuflucht und Bodhichitta

Zufluchtsbaum – Lama, Yidam, Schützer, Buddhas, Bodhisattvas (normalerweise ist hinter dem Lama noch die Lehre in Form von Bücher präsent)

 

Da wir die Welt nicht immer so erleben, wie wir es möchten, wollen wir von denen lernen, die das schon können. Zum Besten aller Wesen nehmen wir Zuflucht:

 

➢ Zu den Buddhas, dem erleuchteten Zustand unseres Geistes,
➢ Zu ihren Lehren, die uns dahin führen,
➢ Zu der befreiten Sangha und vor allem
➢ Zu den Lamas. Sie vereinen Segen, Mittel und Schutz in sich. (30 Sek)

 

 

Von nun an bis zur vollkommenen Erleuchtung,
Werde ich Bodhichitta erzeugen,
Das völlig reine Denken ausüben, und
Das Greifen nach «Ich» und «Mein» aufgeben.

 

[Rezitieren Sie dies 3x]

 

 

Die vier unermesslichen Gedanken

1. Ich werde liebende Güte verinnerlichen, die wünscht, dass alle fühlenden Wesen Glück besitzen mögen.
2. Ich werde Mitgefühl verinnerlichen, das wünscht, sie mögen frei sein von Leiden.
3. Ich werde Mitfreude verinnerlichen, die wünscht, sie mögen für immer in Freude verweilen.
4. Und ich werde den Gleichmut der Unparteilichkeit verinnerlichen.

 

[Rezitieren Sie dies 3x]

 

 

Angestrebtes Bodhichitta

Um alle wandernden Wesen aus der Furcht von Samsara und Nirvana zu befreien, werde ich nie aufgeben, die volle Erleuchtung zu erlangen, auch um den Preis meines Lebens, bis ich die Buddhaschaft erreicht habe.

 

 

Verbindliches Bodhichitta

Gurus, Sieger und eure Söhne, bitte schenkt mir Eure Aufmerksamkeit. Ebenso wie die früheren Sugatas den Geist der Erleuchtung erzeugt haben und nach und nach die Praktiken eines Bodhisattva ausübten, so werde auch ich den Geist der Erleuchtung erzeugen und schrittweise gehen, um die Praktiken eines Bodhisattva für das Wohl aller wandernden Wesen auszuüben. (3x)

 

 

Jubel

Nun trägt mein Leben Früchte. Ich habe eine erfolgreiche menschliche Existenz erreicht und bin heute in Buddhas Familie geboren und Buddhas Kind geworden.

 

 

Der Anbau von Gewissenhaftigkeit

Was immer auch von nun an geschehen mag, ich werde mich in Handlungen befleißigen, die mit dieser Familie im Einklang stehen. Und ich werde diese edle und makellose Familie nicht beflecken. (30 Sek)

 

Tsa Lung Übungen

Tenzin im Grünen Lama Tenzin Wangyal Rinpoche

 

Übungsanweisungen

Es gibt drei Ebenen der Tsa-Lung-Praxis: die äußere, die innere und die geheime Ebene.

 

Die äußere ist dabei von der Form her die »gröbste«. Sie setzt auf Körperbewegungen, die den Atemvorgang stärken. Die innere und die geheime Ebene hingegen sind weniger körperorientiert. Auf der äußeren Ebene geht es um den Körper, auf der inneren um Prana und Energie, auf der geheimen um den Geist bzw. das Gewahrsein.

 

Bevor Sie mit der Praxis beginnen, machen Sie die neun Atemzüge der Reinigung wie im folgenden Abschnitt über schamanische Praktiken beschrieben.

 

 

Anweisungen für die neunfache Reinigungsatmung

Einnehmen der Fünf-Punkte-Meditationshaltung

Sitzen Sie mit überkreuzten Beinen, die Wirbelsäule ist gerade, die Brust offen, Hände ruhen in der Haltung des Gleichmuts (Handflächen nach oben, die linke Hand ruht auf der rechten) ungefähr vier Finger breit unterhalb des Nabels, der Nacken ist leicht nach vorn gebeugt. (30 Sek)

 

 

Visualisieren der Drei Kanäle

Der blaue Zentral-Kanal geht gerade durch das Zentrum des Körpers. Er wird in der Größe des Schafts eines Bambuspfeils visualisiert und er wird vom Herz bis zur Öffnung am Scheitel des Kopfes etwas weiter. Die Seiten- oder Nebenkanäle, einer weiß und einer rot, sind im Durchmesser etwas schmaler als der Zentralkanal und verbinden sich mit dem Zentralkanal an seiner Basis. Die Verbindung der Kanäle befindet sich vier Finger breit unterhalb des Nabels. Die Seitenkanäle gehen im Körper an beiden Seiten des Zentralkanals gerade nach oben, krümmen sich unter dem Schädeldach, gehen hinter den Augen entlang nach unten und öffnen sich jeweils in einem Nasenloch. Der rechte Kanal ist weiß und repräsentiert Methode, der linke Kanal ist rot und repräsentiert Weisheit.

 


Im weiteren Verlauf der Anleitungen kann es sein, dass die Kanäle umgekehrt beschrieben werden. Richtig ist es so, wie hier erwähnt:

 

Buddha selbst liegt auf Bildern dargestellt immer auf der rechten Seite. Dadurch wird der positive weiße Kanal (links) entlastet und der negative rote Kanal (rechts) etwas zusammengedrückt.


 

Die ersten drei Atmungen

Heben Sie die rechte Hand und drücken Sie dabei mit dem Daumen auf die Basis des Ringfingers. Schließen Sie das rechte Nasenloch mit dem Ringfinger. Atmen Sie das reine Luftelement in Form von grünem Licht durch die linke Nasenöffnung ein und füllen Sie damit den roten Kanal.

 

Wechseln Sie mit der Hand hinüber zur anderen Seite Ihrer Nase und verschließen Sie das linke Nasenloch mit dem rechten Ringfinger, während Sie durch die rechte Nasenöffnung ausatmen. Stellen Sie sich vor, dass die Luft sich durch den weißen Kanal nach oben bewegt und in Form von blauer Luft losgelassen wird.

 

Mit jeder Ausatmung werden ne-Krankheiten, die mit Wind verbunden sind, dön-Hindernisse, die von behindernden, männlichen Wesen verursacht werden und dripa, mentale Verdunkelungen, die mit Abneigung und Ärger verbunden sind, zusammen mit den Einflüssen aus der Vergangenheit, durch den weißen Kanal ausgestoßen.

 

 

Die zweiten drei Atmungen

Wechseln Sie die Hand und die Nasenöffnung und atmen Sie das reine Luftelement durch die rechte Nasenöffnung ein. Grünes Licht füllt den weißen Kanal. Dann verschließen Sie den weißen Kanal, atmen aus und stoßen die unreine Luft durch den linken, roten Kanal nach oben und in Form von roter Luft aus.

 

Mit jeder Ausatmung durch den roten Kanal werden Krankheiten, die mit Galle verbunden sind, Hindernisse, die von behindernden weiblichen Wesen verursacht sind und geistige Verdunkelungen, die mit Anhaftung, Wunsch und Gier verbunden sind, zusammen mit Einflüssen aus der Zukunft, ausgestoßen.

 

 

Die dritten drei Atmungen

Mit den Händen in der Mudra des Gleichmuts atmen Sie das reine Luftelement in Form von grünem Licht durch beide Nasenöffnungen ein. Die grobe Ausatmung von unreiner Luft geht durch beide Nasenöffnungen. Der subtile Wind bewegt sich durch den Zentral-Kanal nach oben und über den höchsten Punkt am Kopf in Form von schwarzem Rauch hinaus.

 

Mit der Ausatmung werden Krankheiten, die mit Schleim verbunden sind, von Nagas verursachte Hindernisse und mentale Verdunkelungen, die mit Ignoranz, Mangel an Vertrauen und Zweifeln verbunden sind, zusammen mit Einflüssen aus der Gegenwart, ausgestoßen.

 

 

Wenn Sie bereits wissen, wie das gemacht wird, machen Sie Guru Yoga, nehmen Sie Zuflucht und erzeugen Sie in sich die Motivation, für das Wohlergehen aller Wesen zu praktizieren. Am Ende widmen Sie das Verdienst aus Ihrer Übung allen fühlenden Wesen. Auf diese Weise wird Ihre Praxis zu einem weiteren Schritt auf dem Weg zur Erleuchtung.

 

Am besten führt man die folgenden Übungen am Morgen aus. Sie können Sie ein, drei oder fünf Mal machen. Üben Sie mit offenen oder geschlossenen Augen. Probieren Sie aus, was für Sie besser passt. Ziel ist es, die Übungen so auszuführen, dass der Geist dabei in nicht-dualem Gewahrsein verweilt.

 

 

Widmung

(ngo mön)
GO SUM DAK PE GE WA GANG GYI PA
KHAM SUM SEM CHEN NAM KYI DÖN DU NGO
DUK SUM SAK PE LE DRIP KÜN JANG NE
KU SUM DZOK PE SANG GYE NYUR TOP SHOK

 

Alle reinen Tugenden, gemacht durch die Drei Tore,
Widme ich dem Wohl von allen fühlenden Wesen in den Drei Bereichen.
Mögen wir, nachdem wir alle Hindernisse und Verdunkelungen der drei Gifte gereinigt haben,
Schnell die vollkommene Buddhaschaft der drei Körper erlangen.

 

 

Widmungsgebet

(ngo wa)
KYAP NE SUM LA DING CHEN TOP PAR SHOK
GO SUM NYAM TOK YE SHE GYE PAR SHOK
DUK SUM DAK NE KU SUM TOP PAR SHOK
RANG GYÜ DRÖL NE ZHEN LA PEN PAR SHOK

 

Möge ich ein großes Vertrauen in die drei Zufluchten erlangen.
Mögen sich meine Erfahrungen und meine Verwirklichung der Weisheit von den drei Toren erhöhen.
Durch die Reinigung der drei Gifte möge ich die drei Körper erhalten.
Durch die Befreiung in meinem eigenen Wesen, möge ich anderen von Nutzen sein.

 

 

Erklärung der Begriffe in der Widmung:
Drei Tore — Körper, Rede, Geist
Drei Bereiche — Wünschenswerter, Form, Formlos
Drei Gifte — Abneigung, Begierde, Unwissenheit
Der Körper (oder Dimensionen) —

 

bön ku oder Dharmakaya;
dzok ku, long ku, oder Sambhogakaya; und
trül ku oder Nirmanakaya