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Anweisungen für die neunfache Reinigungsatmung - Teil 2

Innere Zuflucht

Tsa (Kanal)
RANG LÜ GYAL WE KYIL KHOR Ü
YÖN TEN MA LÜ JUNG WE NE
TSA SUM KHOR LO NGA YI LONG
TONG PE KU LA KYAP SU CHI

 

Körper
Das Zentrum von dem glorreichen Mandala, unser eigener Körper,
Ist die Quelle von allen positiven Qualitäten, ohne Ausnahme,
In der Weite von den drei Kanälen und den fünf Chakras.
Ich nehme Zuflucht in diesen Körper der Leerheit. (30 Sek)

 

 

Lung (Wind)
DUK NGEL PUNG PÖ TREN TSOK KÜN
YE SHE LUNG GI RAP SEL TE
MA CHÖ KA DAK NAM KHE LONG
Ö KYI KU LA KYAP SU CHI

 

Rede
Alle die versammelten Wolken von Leiden und Elend
Werden von dem Weisheits-Wind komplett geklärt,
Die unveränderte, ursprüngliche reine Weite des Himmels enthüllend.
Ich nehme Zuflucht in diesen Körper von Licht. (30 Sek)

 

 

Tigle (Sphäre aus Licht)
YE SHE Ö NGE GUR KHANG NE
NYI ME TIG LE Ö ZER TRÖ
MA RIK MÜN PE DRA WA SANG
DE CHEN KU LA KYAP SU CHI

 

Geist
Von dem Pavillon der fünf Weisheits-Lichter,
Erscheinen Strahlen von den Nicht-Dualen Sphären des Lichts,
Die Netze von der Dunkelheit und der Unwissenheit klärend.
Ich nehme Zuflucht in diesen Körper des großen Glücks. (30 Sek)

 

 

An diesem Morgen haben wir darüber gesprochen, dass durch die Ausatmung aus der rechten Nasenöffnung unser Karma aus vergangenen Leben gereinigt ist. Zack - okay, das ist getan. Durch die Ausatmung über die linke Nasenöffnung wird für Ihr zukünftiges Leben gesorgt. Bleibt noch die Gegenwart; ich atme also durch die beiden Seitenkanäle ein und durch den Zentralkanal aus und damit ist diese auch gut versorgt. Jetzt geht’s mir gut. Was bedeutet das? Bevor wir in diese Dinge einsteigen, brauchen wir ein gewisses Verständnis dieser Realität.

 

Marcy und ich haben an diesem Morgen über unsere Vorstellung gesprochen, wie man zum Beispiel ärgerlich auf jemanden wird. Sie können drei verschiedene Stadien von Ärger betrachten. In Stadium eins könnten Sie wahrnehmen, dass Sie an diesem Morgen aufgestanden sind und ein bisschen gereizt waren. Wir wissen wie sich das anfühlt. Sie sind ein bisschen gereizt und das ist niemandes Schuld, aber plötzlich, wenn jemand auf deinem Parkplatz parkt - das ist es. Das ist Stadium zwei. Der parkt auf dem falschen Platz, auf Ihrem Platz, Sie werden also ärgerlich auf ihn und Sie denken, dass Sie einen sehr guten Grund haben, ärgerlich zu werden. Diese leichte Gereiztheit kommt auf geheimnisvolle Weise beim Parkplatz heraus. Sie erkennen nicht, wie es heraus kam. Sie sind derjenige, von dem man wirklich die Erkenntnis erwartet, dass Sie es sind, aber Sie haben in dem Moment, in dem es heraus kommt, keinen Schimmer davon. Sie können wirklich eine gute Story daraus machen; übers Parken oder etwas anderes. Dann streiten Sie mit der Person oder gehen in Ihrem eigenen Geist alles durch. Es mag sich plötzlich zeigen, dass der andere keine einfache Person ist, und es wird schlimmer und geht nicht mehr einfach um den Parkplatz. In Stadium drei fangen Sie an zu streiten und dann wird die Person zum Problem.

 

Gereiztheit war also das erste Problem, das zweite war das Parken und das dritte Problem war die Person. Mit der Zeit sind Sie zu der Person übergegangen und haben Ihre Gereiztheit vergessen; Sie sind nicht mehr gewahr, dass Ihr Zorn etwas mit Ihnen zu tun hat, es ist diese Person. In Stadium drei hat es auch nichts mehr mit dem Parken zu tun. Sie haben völlig vergessen, dass Sie sogar den Streit über das Parken begonnen haben. Sie erinnern sich vielleicht noch nicht einmal, wie der Streit begann; es spielt keine Rolle, denn in Wirklichkeit ist diese Person das Problem. Es ist erstaunlich, wie wir dazu neigen, zu vergessen, wie es anfing, und dazu neigen, das Gefühl des Ärgers zu verfestigen, und jetzt ist es wirklich diese Person. Im Dzogchen sprechen wir über das Vertrauen in Sunyata. Hier haben wir Vertrauen in das Problem. «Ich habe vollständiges Vertrauen, dass du mein Problem bist. Ich habe keinen Zweifel darüber». Das ist ein großes Problem, wenn Sie Vertrauen in das Problem haben. Vertrauen in den Raum ist eine gute Sache. Warum ich das sage, ist, weil wir die Tendenz haben, etwas für zuverlässig zu halten an einem Ort, wo es keine Zuverlässigkeit gibt. Blut bewegt sich durch die Kanäle, aber es gibt Orte, wo sich nur Licht oder Gewahrsein durch die Kanäle bewegt.

 

In den Zhang Zhung Nengyü Unterweisungen sprechen wir von dem Raum im Herzen, in den Kanälen, in den Augen und in dem Raum außen. Die Unterweisungen sprechen von der Beziehung des Raums zu dem, was sich durch die Kanäle bewegt. Wenn der Raum da ist, gibt es das Licht; wenn das Licht da ist, gibt es die Bewegung der Energie; wenn die Bewegung der Energie da ist, manifestieren sich die Qualitäten; wenn die Qualitäten da sind, sind Sie bereit, jederzeit zu lachen. Sie sind bereit, sich über jeden beliebigen Anlass zu freuen. Sie sehen eine Wolke am Himmel und es bringt Sie zum Lachen. Andererseits könnten Sie vier Dakinis tanzen sehen und es würde Sie nicht zum Lachen bringen. Wir brauchen so viel, nur um aufzuwachen und uns zu bewegen!

 

Der Punkt, um den es mir hier geht, ist, dass es viele Ebenen von Kanälen gibt. Die Lehren reden über die Energien, die sich durch diese Kanäle bewegen. Es gibt viele Dinge, die sich in den Kanälen bewegen - die fünf Lichter, die fünf Weisheiten, die fünf Pranas - und es gibt viele Qualitäten und Erfahrungen, die sich durch diese Bewegungen manifestieren. Wir versuchen, uns dem in der richtigen Weise zu nähern. Mit der Praxis der Neunfachen Atmung beschränken wir uns auf drei - die drei Gifte. Wenn wir sie ins Bewusstsein bringen, können wir eine Person, eine Situation oder deine Gereiztheit sehen. In unserem Beispiel hatten wir die Person, den Parkplatz, Ihre Gereiztheit. Was immer es ist, in dem Moment, indem Sie es ins Bewusstsein bringen, gibt es schon eine gewisse Beziehung zur Energie dort.

 

Wenn Sie mit jemandem über diese Person sprechen, auf die Sie so zornig sind, und diese Person, mit der Sie sprechen, noch mehr Probleme mit derselben Person hat, ist dieses Gespräch aus der Sicht der Praxis nicht hilfreich. Wenn Sie diese starre Sicht durchschneiden und nach innen sehen, sehen Sie und bringen das Bewusstsein in den gegenwärtigen Moment, in das Gewahrsein. Das macht eine gewisse Verbindung zum Samen oder der Quelle und wenn Sie dann ausatmen, wird etwas losgelassen. Man kann sagen: «Jedes Mal, wenn Sie einatmen, atmen Sie aus. Niemand atmet nur ein». Aber der Unterschied liegt hier darin, wenn Sie ausatmen, haben Sie eine gewisse Verbindung zu Ihrem Atem, eine Art von Gewahrsein, das in den Atem eingebunden ist, eine Art von Fokus auf die Kanäle und den Körper, und all das zusammen hat einen großen Einfluss. Es ist gut, Offenheit und Vertrauen dabei zu haben.

 

Nehmen wir zum Beispiel jemanden, der ein großes Problem mit Gier oder Anhaftung hat. Jedes Mal, wenn Sie etwas Spezielles vorhaben, wie zum Beispiel eine Praxissitzung, und Sie möchten diese Qualitäten nicht in die Praxis mit hineinnehmen, machen Sie die neun Atmungen und, während Sie das tun, versuchen Sie, diese Anhaftung so stark wie möglich abzuschneiden, und gehen in den heiligen Raum. Oder wenn Sie mit jemandem ein Meeting haben, und Sie möchten diese Qualitäten nicht mit in das Meeting bringen, machen Sie die neun Atmungen und beginnen dann das Meeting. Oder wenn Sie vielleicht ein neues Projekt beginnen wollen, dann machen Sie die neun Atmungen und planen dann das Projekt. Sie ziehen ein paar Grenzen, um diese Dinge abzutrennen, das gibt Ihnen ein gewisses Vertrauen zu dem «Ja, das löst Einiges an speziellem Ärger, besonderer Anhaftung oder Ignoranz». In diesem Gewahrsein liegt Vertrauen. Am Anfang ist es wichtig, Vertrauen zu haben. Ich denke, dies ist ein sehr kraftvolles Mittel.

 

 

Die 9-fache Reinigungsatmung ist eine Praxis, die viele von Ihnen schon gehört haben und viele von Ihnen zu verschiedenen Zeiten gemacht haben. Auf diesem Rückzug gehen wir an diese Praxis auf ganz andere Art heran, auf eine Art, die uns erlaubt, auf sehr tiefe Weise zu verstehen und Erfahrungen zu machen. In die Praxis der neunfachen Atmung sind Kanäle, Tsa, das Lung, Prana, und Thigle, der Geist, verwickelt. Alle drei sind in der Praxis der neunfachen Reinigungsatmung präsent. Bezüglich der Kanäle sprechen wir von den drei Hauptkanälen. Existieren diese Kanäle in der Form, in der wir sie visualisieren? Nein. Existieren sie? Ja, sie existieren. Durch ihre Visualisierung in einer groben Form, verbinden wir uns mit der subtileren Form.

 

Es ist ähnlich, wie wenn Sie das Haus von jemandem sehen, den Sie kennen, und Sie erinnern sich an ihn. Das Haus erinnert Sie, die Erinnerung ist der Geist, die Verbindung zu der Person ist eine andere Ebene. Sie finden also eine Verbindung zu der Person dadurch, dass Sie sich, weil Sie ihr Haus sehen, an sie erinnern. Das Haus zu sehen führt Sie zu einer Erinnerung, diese führt Sie zu einer anderen Beziehung. Es gibt also verschiede Ebenen.

 

Wenn wir den Zentralkanal visualisieren, stellen wir ihn uns so dick wie einen Daumen vor. Existiert er so in uns? Nein. Die visualisierten Kanäle und die bestehenden oder existierenden Kanäle sind zwei unterschiedliche Dinge und haben auf Tibetisch unterschiedliche Namen. Wenn Sie ein Foto von jemanden sehen und Sie erinnern sich an die Person, ist das Foto dann die Person? Nein. Aber hilft das Foto, Sie an die Person zu erinnern? Ja. Wenn Sie sich an die Person erinnern sind Sie in der Lage, sich mit der Person zu verbinden? Ja. Das Foto nützt dieser Absicht. Sich etwas vorzustellen dient also der Absicht, diese Verbindung herzustellen.

 

Was sind diese drei Kanäle für Sie? Fragen Sie sich selbst. Sind sie real oder nicht? Können Sie diese verstehen und damit arbeiten? Kann die Arbeit mit den Kanälen Ihnen nützen? Welchen Nutzen bringt Ihnen diese Arbeit? Um diese Fragen zu beantworten, können Sie einfach mit den Kanälen und der Neunfachen Reinigungsatmung praktizieren, ebenso wie mit den fünf Wurzelpranas, den fünf tsa wé lung, durch die Tsa-Lung Übungen.

 

In der Neunfachen Atempraxis können Sie sehen, wie der Atem sich bewegt. Es gibt drei Charakteristika von dem Prana. Zuerst atmen Sie rechts aus, dann atmen Sie links aus und schließlich auf beiden Seiten. Es gibt große Unterschiede zwischen rechts, links und beiden Seiten. Deshalb sind die Funktionen beim Ausatmen von rechts, links und von beiden Seiten sehr unterschiedlich. Sie können die Einzigartigkeit jeder dieser drei Atmungen sehen. Natürlich ist die Luft, die hinein- und hinausgeht, sehr grob. Wir wissen, dass sie sehr grob ist, aber die Beziehung zu einem höheren energetischen Dasein ist sehr wichtig. Deshalb gibt es eine Beziehung zu dieser Atmung und nicht nur zu dieser Atmung, sondern auch zu dieser Luft.

 

Wenn Sie in einer verschmutzten Umgebung leben und diese Luft einatmen wird dies einen negativen, emotionalen Einfluss haben. Emotional werden Leute unterschiedliche Dinge erfahren. Wenn Sie frische Luft einatmen, werden Sie zentrierter sein. Wenn Sie schlechte Luft einatmen, werden Sie schlechte Gedanken und Gefühle haben. Die Luft außen, der Atem innen und deren Beziehung zur subtilen Existenz von dem Prana sehr tief in uns, sie sind alle miteinander verbunden.

 

Während Sie die drei verschiedenen Atmungen ausführen, könnten Sie sich fragen: «Was bedeutet das für mich? Wie viel verstehe ich? Was ist für mich anwendbar und welchen Nutzen habe ich in meinem Alltagsleben, für mein Wachstum und meine spirituelle Entwicklung davon?» All diese Fragen kann man sich stellen, darüber kontemplieren, zusammenfassen und die Quintessenz daraus ziehen. Sie werden am Ende zu etwas Konkretem kommen. «Okay, daran werde ich in meinem Leben weiter arbeiten». Das also ist Prana.

 

Jetzt zum Thigle, jedes Mal wenn Sie ausatmen, haben Sie bestimmte Erfahrungen. In dem Beispiel Ärger loszulassen, gibt es zuerst die Erfahrung etwas loszulassen. Wir haben über konkrete Beispiele gesprochen und das ist immer gut, weil wir mit ihnen vertraut sind. Wir wissen, ob sich etwas verändert oder nicht. Da gibt es etwas, was Weisheit oder Leerheit genannt wird, das tief in Ihnen existiert, und wenn Sie in dieser Weise atmen, wird dies darauf Einfluss haben. Was ist damit gemeint? Wie kann ich dem vertrauen? Gibt es einen Weg, das zu prüfen? Das ist schwer, aber es geht einfacher, wenn Sie ein konkretes Beispiel haben wie zum Beispiel Unbehagen. Eine Möglichkeit, warum manche Menschen leichter ärgerlich werden als andere, liegt darin, dass es ein gewisses Unbehagen in ihnen selbst gibt. Sie können in diesen Ebenen sehen, wie viel Unbehagen vorhanden ist, wie leicht es von einer Situation beeinflusst wird, wie leicht Sie es manifestieren, oder ob es keine Kontrolle oder Grenzen gibt, keine Perspektive oder kein Gewahrsein und es deshalb sofort ausagiert wird. Wenn es ausagiert ist, erkennen Sie, dass Sie nicht das Richtige getan haben, aber Sie haben keine Kontrolle oder keine Kraft, das zu ändern. Es treibt Sie weiterhin umher und das sind die so genannten karmischen Winde. Sie mögen nicht, was Sie tun und sagen, aber Sie machen immer weiter das Gleiche. Diese Kräfte sind also vorhanden und, wenn man sich darüber bewusst ist, gibt es die Möglichkeit, das zu verändern.

 

Hinsichtlich der Erfahrungen des Geistes, gibt es, wenn Sie ausatmen, die Erfahrung etwas loszulassen. Ich denke, das ist eine sehr schöne Erfahrung.

 

Wenn ich das sage, denke ich, dass es da etwas Wichtiges und Interessantes zu reflektieren gibt, und ich denke, es ist ein interessantes Konzept und nicht unbedingt im Text erwähnt. Wenn Sie zum Beispiel Ärger betrachten, da gibt es ganz klar einen destruktiven und explosiven Zustand des Geistes. Wir erkennen, wenn wir ärgerlich werden, und wir spüren ganz klar, diesen Geisteszustand, wenn wir ärgerlich werden. Auf der anderen Seite gibt es Prana, was die Basis dafür ist, wie Sie sich in einem bestimmten Moment in Ihrem Körper fühlen.

 

Ich ging zum Beispiel einmal in ein Hochsicherheitsgefängnis, um zu lehren. Viele von den Insassen hatten jemanden umgebracht. Sie sehen diese Leute und diese sehen sehr nett aus. Es war schwer, sich vorzustellen, dass sie wirklich getan hatten, was sie getan haben. Wenn sie in einem ruhigen Zustand waren, sah es so aus, als würden sie nicht tun, was sie taten. Natürlich hatten sie keine Ahnung von Buddhistischer Praxis oder den Unterweisungen und ich wusste nicht, was ich zu ihnen sagen sollte. Was ich mir in diesem Moment dachte, worüber ich sprechen könnte, war Reaktion, der Moment, indem man auf etwas reagiert. Können Sie sich selbst erreichen und im Moment der Reaktion gewahr sein und eine gewisse Kontrolle bekommen? Können Sie sich an das Gesetz erinnern? Können Sie sich an Versprechen erinnern? Können Sie sich an Disziplin erinnern? Können Sie sich an Mitgefühl erinnern? Können Sie sich an Gewahrsein erinnern? Können Sie sich an Konsequenzen erinnern? Können Sie sich an irgendetwas in diesem Moment erinnern? Das Problem war, dass diese sich in dem Moment an nichts von all diesen Dingen erinnern konnten. Zwischen der aufgeladenen Negativität und der Aktion gab es keinen Raum für irgendein anderes Geschehen. Das ist einer der Hauptgründe, warum sie taten, was sie taten.

 

Die Praxis gibt uns etwas Raum, einen Moment der Stille. Vielleicht haben Sie diese Art von Verständnis: «Okay, ich möchte jetzt nicht reden». Dies ist eine mögliche Herangehensweise. Es ist die sutrische Herangehensweise: «Ich möchte nicht jetzt mit dir reden». Es ist gut, wenn man in der Lage ist, das zu tun, von etwas Abstand zu nehmen. Wenn das nicht möglich ist, [Rinpoche atmet ein und atmet tief aus], «Okay, lass uns reden». Das ist ein anderer Weg. Das ist die Herangehensweise der Transformation. «Okay, es kümmert mich nicht, was du sagst. Fahre fort, ich höre dir bis zum Ende zu». Das ist der Weg von dem Dzogchen! Schließlich kommt es zum Ende und dann, «Okay bist du fertig damit? Lass uns eine Tasse Tee trinken». Was passiert am Ende? Nichts verändert sich im Leben. Sie lassen diese ihre Negativität ausdrücken, dann fühlen sie sich besser und es gibt eine bessere Chance auf eine Tasse Kaffee und eine gute Unterhaltung.

 

Es gibt also Möglichkeiten, aber diese eingesperrten Menschen hatten nicht eine dieser Herangehensweisen. Sie gingen einfach sofort in Aktion.

 

Was das ThigIe betrifft, die Erfahrung des Geistes ist für diese Leute nicht zugänglich. Weil sie nicht in der Lage sind, mit Kanälen und Prana zu arbeiten, haben sie keinen Zugang zu den Qualitäten des Geistes. Wie kann man Zugang zu den Qualitäten des Geistes bekommen? Man muss sich etwas vorbereiten. Durch Vorbereitung bekommen wir Zugang zu den Qualitäten wie zum Beispiel den vier Unermesslichen. Zu einem gewissen Grad sind diese da und zugänglich.

 

Es ist schwer, mit dem Geist umzugehen, mit dem Prana ist es einfacher. So sehe ich es. Können Sie das erkennen? Lassen Sie uns den Ärger anschauen. Ist mein Körper völlig entspannt, wenn ich Ärger spüre? Nein. Ist mein Atem völlig normal? Nein. Ich kann deutlich sehen, dass mein Körper nicht in der Verfassung ist, wie er sein sollte, ich atme nicht in der Weise, wie ich atmen sollte, und mein Geist erfährt etwas, was wir Ärger nennen. Mit welcher dieser Ebenen möchten Sie umgehen? Lassen Sie uns annehmen, jemand hat einen klaren Zugang zu diesen drei Dingen. Ich kann sagen: «Ich bin zornig. Es besteht die Möglichkeit, dass in diesem Moment viel passiert». Eine Person kann den Rest seines oder ihres Lebens, für die Unfähigkeit, sich in dem Moment zu kontrollieren, in einem Gefängnis verbringen, während ein Anderer umschalten und etwas verändern kann und eine positive Beziehung zu etwas oder jemandem entwickeln und deren Lebensstil bereichern kann. Es gibt viele Möglichkeiten.

 

Wenn Sie das wissen, können Sie, anstatt sich sofort mit dem Geist darin zu verwickeln, zu sich selbst sagen: «Ich brauche eine Pause». Kommen Sie zurück, bringen Sie Ihren Fokus zurück und schauen, wie Sie atmen. Es hängt davon ab, wie sehr Sie die Unterschiede spüren können. Der Geist und der Atem sind zwei verschiedene Dinge. Diese Unterscheidung ermöglicht Ihnen, wenn Sie in der Lage sind, klarer zu sehen, zu Ihrem Geist zu sprechen:

 

«O.k., Ärger, gib mir eine kleine Pause. Wir sehen uns später.»
Der Ärger sagt: «Warum?»
»Ich möchte mit jemandem sprechen.»
«Mit wem?»
«Ich möchte mit dem Prana sprechen.»

 

Wie also kommunizieren Sie mit dem Prana? Was machen Sie? Sie brauchen nicht darüber verwundert sein, wo sich das Prana des Ärgers befindet. Sie müssen keine Töne machen, um es hervorzubringen oder einzuladen; Sie müssen gar nichts machen. Sie fühlen es einfach nur stark. Sie bringen sich in eine gute Körperposition, finden eine entspanntere Haltung, weil Sie wissen, dass das sehr hilfreich ist, und Sie schauen nach innen mit dem Fokus auf den Atem. Machen Sie die Neun Reinigungsatmungen, konzentrieren Sie sich auf die Reinigung des rechten Kanals. Machen Sie dies für eine Weile. Machen Sie dies fünf oder zehn Minuten lang. Sie werden sehen, dass sich etwas völlig verändert, aber die Möglichkeit der Veränderung hängt davon ab, wie klar Sie in der Lage sind, die Aufmerksamkeit auf das Prana zu richten und sich von dem ungesunden Geist des Moments loszulösen. Führen Sie dies klar durch und, wenn Sie nach fünf Minuten zurückblicken, ist der heftige Geist von vor fünf Minuten nicht mehr da. Das ist erstaunlich. Es sieht aus, wie eine sehr einfache Methode, aber es wirkt. Man muss diesen [oben erwähnten] Leuten diese Art von Training geben. Die Anweisungen müssen sehr konkret gegeben werden: Schritt eins, Schritt zwei, Schritt drei. So machen Sie es. Erinnern Sie in diesem Moment die drei Dinge: Machen Sie das Erste, das Zweite, das Dritte. Und dann sehen Sie einfach nur.

 

Ich habe gehört - und korrigiert mich, wenn ich falsch liege - dass es in Texas üblich war, sich sofort eine Pistole kaufen zu können. Jetzt muss man sieben Tage warten. Grundsätzlich bedeuten die sieben Tage, einen Schritt zurückgehen, es gibt Zeit zu atmen. Man glaubt, dass Sie nach sieben Tagen ein wenig anders sind. Sie haben vielleicht Ihre Einstellung verändert. Das ist ein ähnliches Prinzip. Im Moment, wo der Ärger nach oben kommt, ist er bereit zu handeln. Sie lernen also, sich Zeit für die Neun Atmungen zu nehmen, und dann schauen Sie, wie sie sich fühlen. Möchten Sie immer noch sagen, was Sie in diesem Moment zuvor sagen wollten? Offenbar möchten Sie nicht das Gleiche tun. Wenn Sie immer noch das Gleiche tun wollen, wiederholen Sie die Übung. Das ist das Prinzip.

 

Die drei Prinzipien von Tsa, Lung und Thigle passen sich ein in die Neun Reinigungsatmungen und in die Fünf Tsa-Lung Übungen. Viele Erklärungen kommen in einer Praxis zusammen. Stellen Sie sich das vor, all diese Seiten von Erklärungen können in den Neun Atmungen, den Tsa-Lung Übungen und der Tummo-Praxis ihren Abschluss finden. Alles, alles passt da hinein. Wenn das wahr ist, dann sorgen Sie sich über nichts. Sorgen Sie sich auch so über nichts.

 

 

Widmung

(ngo mön)
GO SUM DAK PE GE WA GANG GYI PA
KHAM SUM SEM CHEN NAM KYI DÖN DU NGO
DUK SUM SAK PE LE DRIP KÜN JANG NE
KU SUM DZOK PE SANG GYE NYUR TOP SHOK

 

Alle reinen Tugenden, gemacht durch die Drei Tore,
Widme ich dem Wohl von allen fühlenden Wesen in den Drei Bereichen.
Mögen wir, nachdem wir alle Hindernisse und Verdunkelungen der drei Gifte gereinigt haben,
Schnell die vollkommene Buddhaschaft der drei Körper erlangen.

 

 

Widmungsgebet

(ngo wa)
KYAP NE SUM LA DING CHEN TOP PAR SHOK
GO SUM NYAM TOK YE SHE GYE PAR SHOK
DUK SUM DAK NE KU SUM TOP PAR SHOK
RANG GYÜ DRÖL NE ZHEN LA PEN PAR SHOK

 

Möge ich ein großes Vertrauen in die drei Zufluchten erlangen.
Mögen sich meine Erfahrungen und meine Verwirklichung der Weisheit von den drei Toren erhöhen.
Durch die Reinigung der drei Gifte möge ich die drei Körper erhalten.
Durch die Befreiung in meinem eigenen Wesen, möge ich anderen von Nutzen sein.

 

 

Erklärung der Begriffe in der Widmung:
Drei Tore — Körper, Rede, Geist
Drei Bereiche — Wünschenswerter, Form, Formlos
Drei Gifte — Abneigung, Begierde, Unwissenheit
Drei Körper (oder Dimensionen) —

 

bön ku oder Dharmakaya
dzok ku, long ku oder Sambhogakaya; und
trül ku oder Nirmanakaya